Sunday, March 2, 2008

Affal

Das ist Ghana: Wir befinden uns gerade im 2. von 3 Schulterms, der aber nur 10 Wochen dauert, weil dieses Jahr Ostern recht frueh anfaengt. Trotzdem gibt es wie jeden Term die so genannten Mid-Term-Ferien die 5 Tage dauern. Der Hintergrund dieser Mid-Term-Ferien ist, dass unsere Schueler, deren Zuhause sich zumeist recht weit entfernt befindet und die zweitens aus aermlichen Verhaeltnissen kommen, nach Hause muessen um um Chop Money ’anzusuchen’.

Das war vor zwei Wochen, naechste Woche gibts wieder ein verlaengertes Wochenende, denn am Donnerstag, dem 6. Maerz feiern wir die 51-jaehrige Unabhaengigkeit Ghanas (uebrigens das erste afrikanische Land suedlich der Sahara, das die Unabhaengigkeit erreichte). Manchmal scheint das ghanaische Schuljahr aus Ferien zu bestehen, die ab und zu von einzelnen Schultagen unterbrochen werden. Man wird halt immer wieder in seinem Lehrplan unterbrochen, aber erstens hat man das eh auch schon eingeplant und zweitens nimmt man auch immer mehr ghanaische Zuege an. Mein Gang hat sich deutlich verlangsamt, Uhrzeiten werden geschaetzt (die manuell benuetzte Pausenglocke variiert bis zu 10 Minuten à inzwischen gilt in meiner Klasse nur mehr meine Uhrzeit, die ich zwar der Schulglocke anzupassen versuche, aber dann muesste ich das alle 2 Stunden machen) und mein Sprachvokabular hat sich den Gegebenheiten angepasst (alles kann ‚spoiled’ sein: Computer, Essen, Tage, Menschen, Nationen ...).

Trotzdem bieten sich diese freien Tage hervorragend an um zwei Dinge zu tun:

Erstens die ganze Arbeit aufzuarbeiten, die man unter der Woche nicht schafft. Momentan vor allem Umwerbung des ICDL-Computer-Centers und Vorbereitung des selbigen inklusive Handouts schreiben, Fragenkataloge zusammenzustellen, Anmeldungsformulare drucken, Broschueren designen ... Dinge wie ‚Drucken’ sind ja nach wie vor ein Abenteuer, obwohl sich unsere Situation deutlich verbessert hat, weil wir einen Top-Laserdrucker bekamen. Zuvor mussten zb Handouts einmal ausgedruckt werden und dann in der Stadt (Sunyani) kopiert werden. Da solche Arbeiten natuerlich nicht sofort erledigt werden (es scheint hierfuer ein Gesetz zu geben von dem ich nix weiss) muss man ein anderes Mal kommen um die Kopien abzuholen, nach einer eventuellen Sortierung der Blaetter, muss noch alles gelocht und eingeordnet werden und dann koennen die Handouts ausgeteilt werden und gleichzeitig das Geld eingetrieben werden, was wiederum recht anstrengend ist. Anstrengend aber lustig!

Ja und zweitens eignen sich Ferien natuerlich perfekt um Tageausfluege zu machen. Clemens und ich unternahmen in den bereits angesprochenen Mid-Term-Ferien einen solchen Ausflug. Es ging Richtung Norden ins ungefaehr 3 Fahrstunden entfernte ‚Affendorf’ Boabeng-Fiema. Zwischen diesen beiden Orten befindet sich ein ‚Monkey Sanctuary’ (= Affen Heiligenstaette). Die Affen werden verehrt, nicht getoetet und ihnen wird freie Hand gelassen und leben daher auch teilweise mit der dortigen Bevoelkerung bzw. stehlen deren Essen. Das alles hab ich auf den Weg dorthin vergessen. Die Fahrt dorthin war einfach atemberaubend.

Nachdem wir uns bis zur ersten Zwischenstation ein TroTro mit unverschaemt viel Beinfreiheit (normal ist der Begriff ‚Beinfreiheit’ ueberhaupt nicht im Vokabular des TroTro-Jargons vorhanden) schnappten ...

... gings spaeter mit einem Sammeltaxi weiter und wir kamen schliesslich mit einem weiteren TroTro in die unglaublich trockene Gegend des Monkey Sanctuaries.

Die inzwischen 4 Monate anhaltende Trockenzeit hinterlaesst ihre Spuren. Doch trotzdem ist die Landschaft unglaublich schoen vom TroTro und Taxi aus zu beobachten.

So sind wir also nach einigen Stunden im Affendorf angelangt. Doch bevor wir den ersten Affen sahen, blieb uns noch einmal der Atem stecken. Ein Urwald der noch immer voll von Leben und gruener Farbe strotz, trotz der vorhin erwaehnten Trockenzeit. Die Natur verleitet einem immer wieder zum Staunen.

Unser Guide erzaehlte uns von der Entstehung des Monkey Sanctuaries, zeigte uns den kleinen Affen- und gleichzeitig Menschen-Friedhof und versuchte uns zu ueberzeugen, dass die Menschen hier durschnittlich 100 Jahre alt werden. Natuerlich sahen wir auch die beiden verschiedenen Affentypen. Die einen waren aktiv, wanderten durch das Dorf und assen Blaetter von Baeumen ...

... waehrend die anderen zu fuenfzehnt, zu zwanzigst starr auf Baeumen sassen und uns anstarrten. Beinahe gruselig ;-)

Auf dem Rueckweg mussten wir nochmals feststellen, dass eigentlich der Wald die Hauptattraktion ist. Wir sahen die verschiedensten Baeume von unglaublichen Ausmassen und auch von ziemlich eigenwilligen Formen, die zum Kraxln einluden.

Wieder einmal ein netter, kleiner, spontaner Ausflug.

Doch noch waren wir nicht zu Hause. Dieses Mal mussten wir einige Zeit auf unsere naechste Mitfahrgelegenheit warten ...

... doch schliesslich kam nach einer Stunde ein Auto vorbei, deren Insassen uns netterweise bis in die naechste Stadt mitnahmen, wo wir den Bus nach Hause nahmen und uns ein koestliches Banku im guten, alten, affenlosen Sunyani goennten.


Liebe Gruesse
Wolfgang alias Wulf alias Kwaku

PS: Es hat geregnet!!!1 Nach 4 Monaten!!! Des war ja vielleicht komisch. Wasser! Von oben!

4 comments:

Clemens said...

Affal!!!
Du host den folschen Clemens mitgnomman, Frechheit!
I hoff, du host wenigstens net vergessen, dassd mir ans mitnimmst? Wor ausgmocht!

P.S.: Sanctuary kaun ma ah als Schutzgebiet übersetzen ;)

Sodalala said...

Affal is unterwegs - mit FedEx.

bezueglich des Woertchen 'Sanctuary': Keine Ahnung, das letzte was ich hier lern is English. Alles is spoiled, basa basa oder kakra kakra.

Leider verlern ich auch Deutsch, sodass ich bald nur mehr unzusammenhaengende Laute wiedergeben kann. Ja ja, ich weiss: eh so wie frueher. ;-)

Anonymous said...

kennen affen fußball spielen? wenn jo, nimm ma bitte 2 oder 3 stürmer mit :-)

jojo, des gemütliche 'i mog ned moch i nochher vielleicht oder ned' brauchst da gar ned abgewöhnen -> an da uni gehts so weiter *g*

Clemens said...

Des bam Lidl kafft host?! Red Bull! HA?